Gedenktag anlässlich der Bombardierung der Stadt Sassnitz am 06.03.1945
Zum 80. Jahrestag des britischen Bombenangriffs auf die Stadt und den Hafen gedachten heute Einwohnerinnen und Einwohner, Stadtvertreterinnen und Stadtvertreter, Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit Stadtpräsident Norbert Benedict und der 1. stellvertretenden Bürgermeisterin Gabriele Thiele der Opfer des tragischen Bombenangriffs.
Etwa 1.000 Menschen verloren damals ihr Leben. Darunter vor allem Flüchtlinge, für die Sassnitz nur eine Zwischenstation auf ihrer Flucht war. Die Opfer wurden in Einzel- und Massengräbern auf dem Alten Friedhof und dem dafür eingerichteten Waldfriedhof in Dwasieden beigesetzt.
„Erinnerungskultur allein reicht nicht — wir brauchen auch eine Haltungskultur. Unsere Schulen sollten sich noch intensiver mit solchen Geschichtsprojekten befassen, denn nur durch das Verstehen der Vergangenheit können junge Menschen eine klare Haltung gegen Krieg und für Frieden entwickeln“ meinte Stadtpräsident Norbert Benedict in seiner Begrüßung im Ratssaal.
Der Sassnitzer Autor Holger Teschke erarbeitete gemeinsam mit Sassnitzer Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Bergen auf Rügen und der Regionalen Schule Sassnitz in einem Workshop eine Textsammlung aus Erinnerungen von Zeitzeugen. Unterstützung erfuhr das Projekt des Grundtvighaus e.V. durch Zuarbeit des Stadtarchivs Sassnitz.
Zur feierlichen Gedenkstunde trugen die Workshopteilnehmenden in Form einer szenischen Lesung Originaltexte vor. Heute, 80 Jahre später, standen die Menschen im Mittelpunkt, die damals in Sassnitz lebten und noch heute leben. Die Zeitzeugin Irmgard Senf teilte dem Publikum ihre schlimmsten Kindheitserlebnisse mit. Die Schülerinnen und Schüler gaben den nicht mehr unter uns Weilenden ihre Stimme und lasen aus den Erinnerungen an den 6. März 1945 vor.
Im Anschluss wurden auf dem Alten Friedhof und auf dem Waldfriedhof Blumen zu Ehren der Menschen niedergelegt, die an diesem Tag in unserer Stadt ihr Leben ließen.
Frau Thiele richtete an die Jugendlichen folgende Worte: „Ihr habt das Glück, Krieg nur aus Filmen, Dokumentationen oder Erzählungen zu kennen. Viele Jugendliche auf der Welt haben dieses Glück nicht, indem sie entweder selbst zu Kriegshandlungen gezwungen werden oder vor Elend und Gewalt in eine unbestimmte Zukunft fliehen müssen. Seid euch bitte dessen immer bewusst und kämpft dafür, dass Hass und Hetze sowie antidemokratische Kräfte keine Chance haben.“
Der Bürgermeister Leon Kräusche bedankte sich bei allen Beteiligten und betonte: „Dieses Projekt hat es möglich gemacht, dass die junge Generation das Grundverständnis für die Geschichte unserer Heimatstadt vertieft und sich die Fragen stellt: Warum passieren Kriege? Was können wir dagegen tun? Was macht es mit den Menschen?“
Bild zur Meldung: Gedenktag anlässlich der Bombardierung der Stadt Sassnitz am 06.03.1945