162. Sassnitzer Sturmgespräch

Sassnitz, den 24. 03. 2023

… das alles gibt’s nur an der See …

 

Ein überaus begeistertes Publikum erlebte beim 162. Sturmgespräch den Auftritt des Sassnitzer Autors Wilhelm „Willi“ Ritter. Am vergangenen Mittwoch (22. März 2023) umrahmte er Biografisches gekonnt mit zahlreichen seiner Erzählungen, Gedichte und Lieder.

Mit „Die Russen kommen“ und einer Episode über den Lebensmittelladen Leonhard beschrieb er die Zeit nach 1945 in Sassnitz. Jugenderinnerungen wie „Das erste Bad“ oder der Bericht „Meine erste Fangreise“ markierten weitere Lebensstationen. Mit seinem Blick für Alltagssituationen und seinem Gespür für Charaktertypen, aber vor allem mit seinem feinwürzigen Humor, siegt das Heitere oft über Unzulänglichkeiten und über den tristen Alltag. Die plattdeutsche Geschichte „Dei Allensalleenmaker“ oder das Gedicht „Der stolze Fisch“ sind dafür nur einige Beispiele, die er vortrug. Als Jugendlicher verfasste er bereits Gedichte und Erzählungen. Doch sein Mitwirken im Zirkel schreibender Arbeiter und die Zusammenarbeit u.a. mit Doris Weißflog war für ihn eine wichtige „Schule“. Im Weiteren berichtete er über über die Teilnahme an den Arbeiterfestspielen 1986 in Magdeburg und über die Auszeichnungsreise nach Klaipeda („Nachtpassage“). Gespannt und fasziniert zugleich folgte das Publikum Ritters Darbietungen. Beim Buttje-Lied (Text und Musik von W. Ritter) waren jedoch alle im Saal gefordert, das entsprechende Reimwort mitzusingen (Strand – Land, Riff – Schiff, Barsch - …) und der Refrain „Buttje, Buttje, Timpe-Te, das alles gibt’s nur an der See“ erklang ausgelassen heiter und vielstimmig. Als Hörbeispiel wurde anschließend das vom Seniorenchor Sassnitz gesungene „Rügen - mein Land“ („Insel im Norden“) eingespielt. Dort heißt es: „Das ist die Insel, die ich einst fand, auf die ich gehöre: Rügen, mein Land.“ Mit sichtlichem Stolz verwies der Autor auf das 2020 und inzwischen in der 2. Auflage erschienene Buch „Eine Heimat für Jörg. Sassnitzer Erzählungen“, das literarisch einer Liebeserklärung an Sassnitz gleichkommt. Ritter war bereits mehrfach Gast beim Sturmgespräch: „Inselfarben“ 2007, „Herbstgeschichten“ 2009 und 2015 zur Geschichte des Zirkels schreibender Arbeiter. Seit 10 Jahren reagiert Ritter mit dem „traditionell vorletzten Wort“ beim Sturmgespräch literarisch auf den Gastreferenten oder auf das Thema. Mit „Im Buchenwald“ und „Falscher Verdacht“ trug er Beispiele vor.

Das „vorletzte Wort“ übernahm diesmal ein Überraschungsgast, der Musiker und Freund Ritters, Hans-Peter Spychala. Mit seinem „Rügenlied“ griff er Ritters Heimatverbundenheit auf. Überaus begeistert vom Buttje-Lied vertonte er den Text neu und stellte seine Version vor. Spychala kündigte an, dieses Lied zukünftig in sein Programm aufzunehmen.

Zu Beginn des Sturmgespräches wurde kurz auf das Jubiläum des Fördervereins verwiesen. Vor 30 Jahren gründete sich der Verein, der später vor allem dank Klaus-Peter Poppitz das Fischerei- und Hafenmuseum aufbaute und betrieb. Und zur Überraschung des Publikums und des Veranstalters hatte Willi Ritter auch dafür passende Dankesworte in Gedichtform mitgebracht.

 

Thomas Kunstmann

 

Fotos: Christian Thiele

 

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162. Sassnitzer Sturmgespräch (24. 03. 2023)